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Versuchsbauwerke

                                            

Versuchsstraße und Versuchsbrücken in Dessau-Roßlau

Die Versuchsstraße und –brücken wurden Ende der 1930-er Jahre errichtet, und befinden sich am nordöstlichen Rand von Roßlau, dem Oberluch, beginnend an der B 187 und endend am Elbkilometer 255. Heute gehört das Gebiet zum Biosphärenreservat Mittelelbe.

Diese über ein Kilometer lange einzigartige militärische Anlage des Deutschen Reiches gehörte bis 1945 zum Pionier-Übungsplatz Roßlau und wurden danach von den sowjetischen Streitkräften weiter genutzt. Errichtet wurden die Versuchsstraße bzw. –brücken für Erprobungen der Belastbarkeit und Sicherheit, für Übungen im Einnehmen, Sperren und Zerstören, für Lehr- und Schulungszwecke, und als Verkehrsweg durch das Hochwassergebiet zum Wasserübungsplatz Pappelwerder an der Elbe mit seinen Hochwasserschutzbauten.
Das Befahren der Versuchsbrücken war nicht nur für Rad- und Kettenfahrzeuge möglich, auch eine Feldbahn
mit 70 cm Spurbreite nutzte sie.

Die Erprobung wurde vom Pionier Lehr- und Versuchs Bataillon 1 übernommen, das am 1. Oktober 1936 in Roßlau aufgestellt wurde. Als Anleitung für Übungen diente unteranderem die Heeres Dienstvorschrift (H.Dv.) 220/4 vom 25. Juni 1935 - Ausbildungsvorschrift für die Pioniere – "Sperren" und die H.Dv. 316 - Pionierdienst aller Waffen -, vom 11.Februar 1935. Auch für Vorführungen, wie am 26.09.1940 vor den Militär-Attachés, wurde diese herausragende bautechnische Anlage verwendet.

Die Versuchsstraße war ca. 700 Meter lang und 6 bis 6,6 Meter breit. Früher wurde sie von einer Holzbrücke unterbrochen, die heute nicht mehr existiert. Immer noch sind die vier verschiedenen Pflasterverbände von unterschiedlichen Natursteinpflastern zu erkennen, genau wie der Betonplattenabschnitt, der die Spiegelachse der Versuchsstraße bildet. Verwendet wurde Großsteinpflaster (Granit), Kleinsteinpflaster (Granit) und Katzenkopfpflaster (Feldstein). Das Großsteinpflaster kommt als Diagonal- und Reihenverband (RV) vor.
Das Kleinsteinpflaster wurde nur als Diagonalverband (DV) verbaut.

Die einzelnen Abschnitte wurden wie folgt verlegt:

  52 m Kleinsteinpflaster
  52 m Großsteinpflaster (RV)
  26 m Großsteinpflaster (DV)
  26 m Katzenkopfpflaster
106 m ohne Belag (Schotterdecke)
106 m davon 73 m Betonplatten und heutige Hochwasserdurchführung
106 m ohne Belag (Schotterdecke)
 26 m Katzenkopfpflaster
 26 m Großsteinpflaster (DV)
 52 m Großsteinpflaster (RV)
124 m Kleinsteinpflaster (bis an die Versuchsbrücken)

Hier ist zu erkennen, dass sich der Pflasterverband aus Nord- und Südrichtung in gleicher Reihenfolge und
Länge der Mitte zu ändert. Möglicherweise konnten dadurch Übungen von zwei Pioniereinheiten gleichzeitig durchgeführt werden. Aufgaben der Pioniere war es unteranderem, auf Straßen und Wegen Sperren zu
errichten oder zu beseitigen. Dazu gehörte auch das Verlegen oder Räumen von Minen, oder das Aufreißen
von Straßen.

Die Versuchsbrücken kommen auf eine Gesamtlänge von ca. 370 Meter und haben eine Breite von über
acht Meter. Auf beiden Seiten führt ein 1 Meter breiter Gehweg über die insgesamt elf verschiedenartigen
Brücken, in Stahlbetonbauweise und aus Eisenkonstruktion, die auch aus mehreren Feldern
unterschiedlichster Bauart und Spannweite bestehen. Die komplette Versuchsbrückenanlage liegt auf 29 Stahlbetonbrückenpfeilern verschiedenster Bauformen. Vier Brückenpfeiler wurden mit Naturstein, gelben
und roten Ziegelstein verblendet. Mehrere Pfeiler besitzen gleichgroße Minenkammern, in gleicher diagonaler Anordnung. Auch in der Fahrbahn über den Brücken wurden mehrere Minenkammern eingelassen.

 

Die Brückenanlage kann man in drei Abschnitte einteilen. Beginnend mit den ca. 110 Meter langen Stahlbetonbrücken verschiedenster Bauart, gefolgt von einem ca. 140 Meter langen Abschnitt aus
Metallbrücken, dem sich ein ca. 120 Meter langer Teil aus gleichen Stahlbetonbrückenfeldern anschließt.

Den markantesten Teil dieser Versuchsanlage bildet eine 35  Meter lange Stahlbogenbrücke mit einer
Spannweite von ca. 30 Metern und 5,3 Meter Höhe.

Autor: Detlef Güth


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